Vier wichtige Hindernisse auf dem Weg zur spirituellen Dimension

Die Frage wäre durchaus berechtigt, warum nicht alle Menschen die spirituelle Dimension suchen und leben. Wenn sie die Antwort auf die wichtigsten Fragen der menschlichen Existenz gibt und einen Reichtum von Friede und Liebe bereit hält, wäre es die logische Konsequenz. Der Grund, warum viele den spirituellen Weg nicht gehen1, sind verschiedene Hindernisse, welche ein Mensch überwinden muss, bevor er oder sie diesen Weg gehen kann. Vier von denen sind besonders wichtig:

1. Missverständnis. Das erste Hindernis ist eine falsche Vorstellung, was die spirituelle Dimension ist. Häufig wird die spirituelle Dimension gleich gesetzt mit unbestimmten esoterischen angenehmen oder entzückenden Erfahrungen, welche womöglich mit der Zeit zu einem Wellnessgefühl führen. Der Markt ist gefüllt mit Konsumgütern, welche mit diesen Anpreisungen angeboten werden. Solche Vorstellungen über die spirituelle Dimension, wie sie hier beschrieben ist, sind vergleichbar mit einer Ansicht, die Modelleisenbahn stelle die Hauptanwendung der Elektrizität durch die Menschen dar. Die grosse Bedeutung der spirituellen Dimension ist von solchen entzückenden Erlebnissen weit entfernt. Sie liegt in ihrer Antwort auf existenzielle Fragen, welche jede Frau und jeden Mann direkt betreffen.

Bei Angehörigen einer religiösen Organisation oder Lehre ist häufig die falsche Befürchtung vorhanden, dass die gegenstandslose Meditation zu einem Verlust oder gar Verrat ihrer Religion führen könnte. Der Weg der direkten spirituellen Erfahrung öffnet neue Dimensionen. Er lässt jedoch im Gegensatz zu vielen Religionslehren Raum für verschiedene Traditionen. Die Erfahrung der spirituellen Wirklichkeit führt zu der Einsicht, dass der Ursprung aller Religionen auf die gleiche Erfahrung zurück geht und fokussiert daher nicht auf Unterschiede, sondern auf Gemeinsamkeiten.

2. Misstrauen. Das zweite wichtige Hindernis ist der fehlende Glaube. Um sich auf den langen und oft beschwerlichen Weg einzulassen, muss die Frau oder der Mann glauben, dass dieser Weg in der Tat zu der wichtigsten Erfahrung ihres Lebens führt. Obwohl dieser Glaube später durch direkte persönliche Erfahrung und ein tief verankertes Wissen ersetzt und somit nicht mehr notwendig wird, ist er zu Beginn für den Entscheid, den Weg zu gehen und auf ihm zu bleiben, unerlässlich. Dieser Glaube muss nicht blind sein. Im Gegenteil, er kann sich stützen auf Zeugnisse von Millionen Menschen, welche seit mehr als 2500 Jahren diesen Weg gegangen sind und die spirituelle Wirklichkeit erfahren und leben konnten.

3. Investition von Zeit und Anstrengung. Das dritte Hindernis stellt der Aufwand (jeden Tag eine halbe bis eine Stunde Meditation) dar und die Tatsache, dass es sich um einen langen und zeitweise sehr schwierigen Weg handelt. Da es bei der spirituellen Dimension um eine persönliche Erfahrung geht, ist die Ausdauer in der individuellen Übung sehr wichtig. Kursbesuche und Lesen von Büchern und Texten sind wichtig, entscheidend ist jedoch die persönliche Haltung und die regelmässige tägliche Übung.

4. Verzicht. Das vierte Hindernis ist die Notwendigkeit, auf Dinge, welche den spirituellen Werten widersprechen oder sie verdecken zu verzichten. Beim spirituellen Weg geht es nicht nur um die Technik und die regelmässige Praxis der Meditation. Genau so wichtig ist die Umsetzung der in dieser Dimension erfahrenen Werte in meinem Leben. Dies setzt voraus, dass ich auf viele bis anhin als selbstverständlich empfundene Dinge und Verhaltensweisen verzichten muss. Die Umsetzung der spirituellen Werte, allen voran der Liebe, der Gewaltlosigkeit und des Mitgefühls muss in meinem Alltag immer Vorrang haben. Selbstverständlich schaffe ich es nicht immer. Vielleicht gelingt es mir nur in einem Prozent. Ich strebe es aber trotz meiner Schwäche und Unfähigkeit stets an.

Was hilft, diese Hindernisse zu überwinden?

Das erste und das zweite Hindernis können am besten durch eine seriöse Information beseitigt werden. Hierfür können die unter dem Link Literatur erwähnten Bücher und Kontakt zu Personen, welche den spirituellen Weg gehen, von Nutzen sein.

Die Hindernisse 3 und 4 können durch die Einsicht überwunden werden, dass es auf dieser Welt während meiner Existenz nichts gibt, was einen höheren Wert und eine grössere Bedeutung hätte als die Erfahrung der spirituellen Dimension. Dann ist es auch jeder Anstrengung und jedes Verzichts wert. Vielleicht hilft dem Leser und der Leserin der Text Religion: Die Rettung oder der Fluch?, der auf Seite 4 auf den fehlenden Sinn des gesamten menschlichen Tuns, wenn die spirituelle Perspektive nicht vorhanden ist, eingeht.



  1Dass viele Menschen, welche über den spirituellen Weg erfahren, ihn nicht gehen, war auch zu den Zeiten von Buddha und Christus der Fall, wie der folgende Text aus dem Matthäusevangelium zeigt (ein Gleichnis, das Jesus erzählt): “Er sagte: Ein Sämann ging aufs Feld, um zu säen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg und die Vögel kamen und fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf felsigen Boden, wo es nur wenig Erde gab, und ging sofort auf, weil das Erdreich nicht tief war; als aber die Sonne hochstieg, wurde die Saat versengt und verdorrte, weil sie keine Wurzeln hatte. Wieder ein anderer Teil fiel in die Dornen und die Dornen wuchsen und erstickten die Saat. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.”